TELSTAR 26

Eignerbericht zum Trimaran TELSTAR 26

Zugegeben, eine in die Jahre gekommene Konstruktion aus den 70-igern, die drei mal modernisiert wurde und in ihrem Charakter mit wenigen Worten zu beschreiben ist: urig, solide, seegängig, „very british“ eben.

Die wesentlichen Daten: 8m lang, 4,60m breit, 0,6m Tiefgang plus Schwert, ca. 33qm Segelfläche, Gewicht ca. 1400kg (von Boot zu Boot unterschiedlich, denn einige wurden von den Eignern selbst ausgebaut). Produziert wurde das Boot in England von Tony Smith, der jetzt in USA die Gemini-Catamarane baut. Die Telstar-Formen fielen Anfang der 80-iger einem Brand zum Opfer und soviel mir bekannt, wurden danach keine neuen Formen mehr hergestellt.
Besonderheiten der Konstruktion

Wie die meisten Mehrrumpfboote aus den frühen Jahren haben alle drei Rümpfe volle U-Spanten. Das führt dazu, dass erst bei mittleren Geschwindigkeiten ein glatter Wasserablauf gegeben ist. Sicher hing es bei meinem Boot auch damit zusammen, dass ein kleiner Einbaudiesel unter den Niedergang hineingezirkelt wurde, der das Heck zusätzlich belastete. Ich weiß, ein Einbaudiesel auf einem 8m-Tri fordert zu Grundsatzdiskussionen über Sinn oder Unsinn einer solchen Maßnahme heraus, aber der Voreigner segelte regelmäßig mit Frau, Kind, Kegel und Hund (!) von der Rheinmündung Richtung Englischen Kanal/Nordfranzösische Küste. Der Seegang im Kanal hebelte Ihm allzu oft den Quirl am Heck aus dem Wasser und schließlich war er es leid. So manches mal auf viel befahrenen Kanälen in Friesland, bei der Stadtdurchfahrt durch Amsterdam oder draußen im Watt war ich froh über das unverwüstliche Tuckern unter meinen Füßen und der vorhandene Faltpropeller auf langer klassischer Welle versöhnte mich dann wieder mit seiner guten Anströmung des Ruders und ließ mich die Gewichtsüberlegungen großzügig nicht weiterdenken.

Zum Erreichen der Straßentransportbreite lassen sich die Seitendecks einschließlich Schwimmern abklappen. Wenn das Boot auf dem Trailer liegt, sind dazu auf jeder Seite 18 Stk. M22 –Schrauben zu lösen und die Schwimmer auf den Radkästen des Trailers abzulegen. Das hört sich nach schnell erledigt an, aber es gilt zu bedenken, daß die Decks/Schwimmer in ihrer Bewegung nicht fest geführt sind wie beim F27 von Corsair, sondern nach dem Lösen der Befestigungsschrauben relativ lose an zwei Flacheisen „hängen“, die als Gelenk fungieren. Beim Abbau macht das weiter nichts aus, aber beim Aufbau muss man schon sehen, daß man durch sorgfältiges Unterstützen der Rümpfe mit zwei Böcken die Löcher in den Flanschen der Befestigungseisen und der einzusetzenden V2A-Elemente so ausrichtet, daß die Schrauben eingesetzt werden können. Mit etwas Übung geht’s aber dann ganz gut.
Segeleigenschaften

Gutmütig, recht flott und natürlich herrlich aufrecht segelt er. Bei einer nach heutigen Maßstäben geringen Breite von nur 4,6m ist er natürlich auch nicht ganz so steif wie die heutigen Tri’s. Aber dennoch, es dauert schon eine Weile, bis die Scheuerleiste des Leeschwimmers durchs Wasser zieht und dann wird es Zeit zum Reffen. Ungefähr bei Windstärke 5 ist es soweit. Viel Wasser kommt eigentlich so gut wie nie über Deck aber im Seegang rumpelt es schon mal unter den festen Seitendecks. Macht aber nichts – die Konstruktion ist recht verwindungssteif. Legt man den Finger auf die Nahtstelle zwischen Mittelrumpf und Seitendeck, dann fühlt man bei ordentlichen Wellen nur eine ganz minimale Bewegung (max. 0.5 mm) zwischen den Teilen. Das Geschwindigkeitspotential liegt nach meiner persönlichen Abschätzung bei etwa 70% der heutigen modernen Tri’s. Meistens segelten wir mit den 11m-Mono’s mit, aber bis zu 13 Knoten waren unter optimalen Bedingungen auch schon mal möglich. Bei dieser Rauschefahrt sollte man aber nicht vergessen, einen Feudel in den Schlitz des Schwertkastens zu stecken, denn da spritzt es dann doch etwas raus.
Einrichtung

Eigentlich gibt es nur die Sitzbänke als Schlafplätze ausreichender Länge. Vorschiffs- und Hundekoje sind nur für Kinder zu gebrauchen und mit 2 Erwachsenen plus Kind ist das Boot schon gut ausgelastet. Ausgesprochen positiv ist zu werten, daß es nahe beim Mast vor der Kombüse eine Stelle gibt, an der man aufrecht stehen kann (ca. 1,76m).

Auf einem 8 Meter Tri ist das sicher keine Selbstverständlichkeit und ist dem tiefen U-Spant zu verdanken. Der hinreichend große Kajüttisch ist über dem Schwertkasten montiert und beidseitig abklappbar. Der Schwertkasten sitzt wegen des besseren Durchgangs nach vorne leicht außermittig, was sich aber beim Segeln nie bemerkbar macht. Der Stau­raum ist wie bei jedem Westentaschentri gering, jedoch praktisch positioniert. Das erleichtert einem die Befolgung der alten Regel: Einen Tri soll man beladen wie ein Flugzeug! – erster Satz im Handbuch von Ian Farrier zu seinem F27 – sehr wichtig und vor jeder Reise neu zu verinnerlichen, sonst läuft die Kiste nicht !! Zählen Sie also die Schuhe nach, die „heimlich“ an Bord geschleppt werden und überlegen Sie, ob Sie wirklich alles brauchen, was Sie eingepackt haben.
Platz an Deck

Wenn’s um den Platz an Bord geht, darf eine Bemerkung zu Cockpit und Deck nicht fehlen. Ersteres ist nicht groß, aber sehr praktisch und bequem. Es gibt verschiedene gute Sitzpositionen für den Rudergänger, abhängig von seinem Verlangen nach guter Übersicht oder nach Wetterschutz. Spritzwasser kommt übrigens sehr selten bis nach hinten. Durch eine mittschiffs liegende zweiteilige Klappe im Cockpitrand hat man Zugang zum Heckstauraum bis unter den Cockpitboden. Kopfüber kommt man auf diesem Weg auch gut an Stopfbuchse und Impeller. Bleibt noch zu erwähnen, daß in beiden Schwimmern Auftriebsräume aber auch weitere Stauräume vorhanden sind. Bei mehrwöchigen Wattreisen verschwanden dort Schlauchboot, Buggy und Sandförmchen für den dreijährigen Filius, Reservekanister für Wasser und Diesel, Fender, Fenderbrett und die 50m Leine, die man nach guter Seemannschaft doch immer dabei haben soll (Ich hab sie auch wirklich schon gebraucht !). Wie war das doch? – Einen Tri soll man beladen wie ein Flugzeug……

Erwähnt werden muss aber noch der Vorteil der festen Seitendecks gegenüber den heute üblichen Netzen und dies ganz besonders, wenn man mit Kleinkindern reist.

Die geschlossenen Flächen sind wesentlich leichter begehbar und halten die Kälte und Feuchtigkeit von unten ab, wenn sie als Liegewiese oder Spielplatz im Einsatz sind. Natürlich sind Netze eleganter und leichter, und es gibt überhaupt keine Diskussion über deren Einsatz auf modernen Flitzern, aber trotzdem – so zwei ausgewachsene „Balkone mit Geländer“ zu beiden Seiten der Kajüte erweitern den Lebensraum schon spürbar.

Unter welchen Bedingungen ist ein TELSTAR 26 heute noch interessant?

Sein Preis liegt seit Jahren recht stabil im Bereich von 18.000 bis 23.000 DM. Alle Schiffe sind so alt, daß die Eigner längst massiv restauriert haben. Wenn des Boot also gesund und halbwegs gepflegt ist, ist es wegen seiner Robustheit durchaus kaufenswert, vorausgesetzt man will ein Wanderboot und kein Regattaboot. Vergleichen muss man es von seiner Bewohnbarkeit her mit einem Dragonfly 800 oder einem Corsair F27. Hinsichtlich aller anderen Eigenschaften sind diese beiden Boote natürlich moderner, eleganter und leistungsfähiger, liegen mit ihren Preisen aber auch wesentlich höher.

Autor: Hans Schnettker