5000 Meilen mit QUEST 31
Hört sich ja doll an! Wow! Aber bevor nun jemand vor Ehrfurcht erstarrt, sei es gestanden: gefahren in 11 Jahren. Ob es Spaß gemacht hat? Die Antwort lautet, wie so oft, wenn es ums Schiff geht: ja, aber…
An dem “aber” trägt die treue Quest 31, Baunummer 1 aus dem Jahre des Herrn 1975 keine Schuld. Denn sie ist ein gutes, unglaublich gutmütiges und äußerst stabiles Schiff. Dass sie mir, der aus dem Rennkat auf- und mehrfach umgestiegen ist, nicht schnell genug ist, liegt an mir – und der Kauf am Komfortbedürfnis meiner entschieden besseren Hälfte.
Platzangebot und Komfort (für bis zu vier Personen, notfalls sechs) bietet die Quest für uns Zwei mehr als genug. Die Gattin schätzt besonders ihr Lümmelbett (2 x 1,45m) vor dem Salon, die 3m lange Küche mit Haushaltsmaß und die Sicherheit eines steifen, trockenen Katamarans.
Der Skipper freut sich über den Riesen-Kartentisch für GB-Seekarten im Großformat ohne Faltung!), die sehr geräumige Werkstatt (kostet eine Koje, die wir sowieso nicht brauchen) von 3m Länge, den Sitzraum um den Salontisch, um den wir schon mit 8 Erwachsenen und 2 Kindern herumgesessen haben.
Die Koje des 1,9m langen Skippers im Stb.-Vorschiff bietet noch 15cm “Zusatzlänge”, während die Koje Bb. achtern nur 1,9m lang ist. Beide sind am Kopf etwa 120cm breit, was die Werft dazu verleitet hat, sie als “snug double” anzupreisen.
Bb. vorne liegt der Wasch- und Toilettenraum, fast 3m lang und im Waschbereich 1,3m breit. Für das Pump-WC haben wir uns einen 100-l Fäkalientank eingebaut, damit nicht noch mehr “Würste” durch die Buchten treiben. Die beiden Wassertanks in den Stummelkielen fassen ungefähr je 120 Liter, also einen recht anständigen Vorrat.
Dass sich diese Quest heute mühelos einhand segeln lässt, ist einigen Umbauten durch den Skipper zu verdanken. Als wir sie übernahmen, drängten sich auf der Arbeitsbank am Ende der Plicht drei Winschen und fünf Kammklemmen für die Schoten (!), es gab nur kleine Umlenkrollen, einen Mini-Traveller, etc. Heute sonnt sich auf der Arbeitsbank eine Winsch in trauter Zweisamkeit mit zwei unter jedem Zug leicht zu lösenden Schotklemmen – basta. Die Umlenkrollen sind so groß wie irgend möglich, der Traveller ist 3m lang, alle Segel lassen sich aus der Plicht bedienen, auch beim Reffen. Genua und Innenstagsegel werden gerollt, das Groß hat drei Bindereffs (wovon wir zwei noch nie gebracht haben).
Und der “speeeed”? Na ja: wir sind schon mal 12 Knoten gesegelt, aber, großes Ehrenwort: ich tu’s nie nicht wieder! Das war bei Mistral mit 6-7 Bft unter Spi und zum Schluß waren die Ruderblätter (90cm Tiefgang) fast aus dem Wasser. Normal sind bei gutem Wind (20kn) raum etwa 8,5kn, am Wind (nur bis 15kn probiert) 3-5, vorwind (20kn) etwa 6-7. Für erholsames Reisen ist das bei einer WL von nur 8,5m gar nicht so übel.
Wasser an Deck? Fehlanzeige. Gut, auf der Kreuz kommen mal ein paar Spritzer über, aber sonst sorgt die volle Eindeckung für Trockenheit auf dem Schiff. Dazu kommt noch der hierdurch unglaublich große Stauraum unter dem Vordeck.
Zur Bauqualität. Das Laminat ist an allen Stellen, die wir bisher gesehen haben, überdimensioniert, das Balsa-Hirnholz als Sandwichmaterial bis heute trocken und ohne faule Stellen. Ich bin mal mit vier Knoten in einer Bucht auf einen Rock geknallt und dann drüber weg gerutscht. Die Kontrolle an Land (im Herbst) bestätigte den Tauch-Befund vor Ort: leichte Kratzer im Laminat, am Vorderteil des Skegs etwa 25mm² des Gelcoats abgeplatzt. Dabei wäre ich bei der Ramming durch die unerwartete Blitzverzögerung beinahe zahnlos geworden…
Viele Eigner von Prout-Kats sparen sich die paar Euro für das kleine Innenstagsegel. Meine Voreigner taten das nicht und dafür bin ich jedes Jahr mehrfach dankbar: dieses winzige Segel von grade mal 7-8m² bringt am Wind die Strömung ans Groß und ist bei Hack (ab 7Bft) zum einmal gerefften Groß eine ideale Ergänzung. Da es selbstwendend ist, hat man zudem wenig Arbeit damit.
Als Motor fahren wir einen Yamaha 9,9 “High Thrust Viertakter. Die jetzige Maschine ist schon unsere zweite, was wohl alles über den Grad unserer Zufriedenheit sagt. Der Motor sitzt am achteren Ende der Prout-Nacelle sehr geschützt und kann mit der (Rad-)Steuerung gekoppelt werden. Selbst in engen Häfen oder Marinas sind Manöver dann kein Problem.
Beim Segeln wird er hochgekippt, was ein klein wenig umständlich ist, aber kaum eine Minute dauert. Die Marschgeschwindigkeit liegt mit dieser Motorisierung und einer auf Schub berechneten grossen Schraube bei 5kn, maximal sind 6,5kn möglich. Bei Marschfahrt liegt der Verbrauch bei etwa 1,7 Litern pro Stunde, der Tank fasst 23 Liter.
Einige Notizen zur Ausrüstung. Nach Versuchen mit anderen Ankern sind wir vor drei Jahren beim Bügelanker (16kg) gelandet – ein Glücksfall! Ich habe es ausprobiert: Anker auf sehr festem Sand eingefahren, dann Drehung um 180° und volle Pulle rückwärts. Es machte rumms, die Kette quietschte empört, strafft sich, zack – der Haken saß! Nachdem ich das viermal jeweils 90° versetzt gemacht hatte, tauchte ich den Anker ab. Im Sand waren die Spuren deutlich, der “Drehkreis” betrug gerade mal 1,4m. Eine Wiederholung dieser Prozedur mit einem Grund aus sehr weichem Schlamm, der 40cm hoch dicht mit Gras überwachsen war, brachte einen Kreis von grade mal 2,6m hervor.
Zum Anker gehören eine Kette (8mm) von 25m und eine Trosse (14mm) von 30m Länge, was bisher immer ausreichte. Als Zweitanker dient der alte CQR (18kg) mit gleicher Ketten- und Trossenlänge und -Stärke.
Gesetzt wird der Anker mit einer elektrischen Ankerwinsch von 700 Watt, die klaglos selbst bei viel Wind und Welle den Haken auch wieder ausbricht. Die Kettennuß der Winsch hält und zieht auch die Trosse (Liros, Square-Flechtung) problemlos.
In der Adria, wo in einer Reihe von Buchten Mooringbojen ausliegen, bewährt sich für den Einhandskipper (aber nicht nur für den!) ein “automatischer” Einfädler für die Bojenleine (z. B. bei Niemeyer oder SVB). Bootshaken sind nicht so gut, denn man (meist: frau) muss damit die Boje samt Kette bis ans Deck heben.
Als Steuerhilfe dient bis heute ein Autohelm 800 nicht mehr feststellbaren Baujahres, der auf die kurze Notpinne aufgesteckt wird. Er wird nur mit schnellen Trimmänderungen bei wechselnder Windstärke und -Richtung nicht so gut fertig, steuert aber ansonsten mit Ausschlägen von nur 2cm unermüdlich und batteriesparend.
Die beiden 88Ah-Batterien sind ganz gewöhnliche Starterbatterien von Bosch, die durch ein Solarpaneel von 2,5A und den Yamaha gefüttert werden. Da die ersten (identischen) Batterien 10 Jahre hielten (!), sind wir ihnen treu geblieben.
Sehr unzufrieden sind wir mit dem NASA Target Log, dessen Paddelrad offensichtlich nicht rostfrei ist und sich alle drei Jahre in seine Bestandteile auflöst (Tipp: in England sind die Dinger fürs halbe Geld zu haben. NASA Marine Instruments, Fax 0044 1438 741 498).
Als Beiboot hatten wir 20 Jahre lang ein Bananaboot. Eigentlich ideal, aber frau fühlte sich wegen der etwas wabbeligen Schale da nie recht wohl. Seit drei Saisons haben wir ein Wiking mit Festboden (2m lang). Bisher alles vom Feinsten, vor allem, weil wir jetzt mit einem 2PS-Motörchen zur Kneipe an Land oder auch mal in die nächste Bucht fahren können. Es reicht aber wirklich nur für zwei Personen, ab drei hebt sich die WL dramatisch an und man fühlt sich wie O-nass-is.
Autor: Ernst W. Barth