Mini-Kat

Autor: Hans Mühlbauer

Ab 14 Uhr wird´s zweistellig

Die (Auf-)Blaskat-Family – Das ist ein knall-buntes Gummiboot…! – Fliegengewichte im Glitsch – Katamarane aus dem Kofferraum

Wetter: 23 Grad Teils leicht bewölkt Zunehmende konstante Winde von 1-5; Welle 0-0,5 m

Wer immer noch glaubt, dass aufblasbare Katamarane nicht segeln, wurde beim Testsegeln am Gardasee eines Besseren belehrt. Als Probanden standen die drei Schlauchboot-Katamarane von Mini-Cat zum Ausprobieren mit Spaßfaktor zur Verfügung.

Der tschechische Konstrukteur Martin Horak vertreibt seine pfiffigen Kofferraum-Boote über Mini-Cat Deutschland mit Carsten Steinkämper an der Spitze. Die Palette umfasst die Modelle 310, 420 und 460. Die Zahlen beschreiben gleichzeitig die Länge der Boote. Während der kleine Katamaran am besten von nur einer Person gesegelt wird, können auf den größeren Kats laut Herstellerangabe bis zu 4 Leute an Bord sein. Optimal gesegelt reichen 2 Mann/Frau als Mannschaft aus, um das Boot zu bedienen und zu trimmen. Doch beginnen wir mit dem Anfang – mit Transport und Aufbau.

Zerlegt benötigen alle drei Boote lediglich die mitgelieferten Tragetaschen. Der 310-er passt in eine einzigen, der 420 benötige zwei, und der 460-er drei dieser Taschen mit 135 bzw. 175 Zentimetern Länge und ca. 30×40 cm Querschnitt. Die beiden kleineren Katamarane können sogar noch auf dem Gepäckträger transportiert werden – lediglich 35 bzw. 44 Kilo bringen sie auf die Waage. Der große 460-er ist 80 Kilo schwer.

Der Aufbau geht denkbar einfach vonstatten:
Der schwarze Alurahmen wird zusammengesteckt und das Trampolin eingeknöpft. Dann werden die Gummischläuche der Rümpfe untergesteckt, nachdem die beiden massiven Kunststoff-Kielfinnen aus Polypropylene untergesteckt wurden. Sie dienen der Verringerung der Abdrift und schützen gleichzeitig die Rümpfe vor Beschädigung bei Grundberührung. Nun kommt der Blasbalg zum Einsatz. Als Zubehör ist ein elektrischer Kompressor erhältlich, die dank eingebautem Akku auch am Strand einsatzfähig ist. In wenigen Minuten sind die Rümpfe prall aufgeblesen und einsatzfähig.

Mittig nach vorn wird eine Spiere geriggt und mit Drahtseilen verstagt. Sie dient mit ihrem Bugbeschlag als Fußpunkt für Vorstag und Fock.

Auch das Ruder wird einfach nur am Heck eingehängt und fixiert. Das Ruderblatt verfügt über Auf-und Niederholer mit Kammklemmen-Fixierung. Bei Grundberührung klappt das Ruderblatt automatisch nach oben, um Schäden zu vermeiden.

Der filigrane, mehrfach geteilte Steckmast, steht auf dem Alurahmen des Cockpits und wird mit einstellbarem Vorstag, mit Ober-und Unterwanten verstagt. Dank seines geringen Gewichts ist er von einer Person zu stellen. Nun können die Wanten noch an den Wantenspannern getrimmt werden, und schließlich wird das Rigg mit dem trimmbaren Vorstag nach Wunsch stramm gezogen.

Die Fock hat ein eigenes eigearbeitetes Drahtseil als Vorstag. Sie wird am Fockfall gesetzt und damit auch durchgeholt. Dank des Fockrollers ist sie jederzeit einsatzbereit und kann vom Cockpit auch bedient werden. Die Fockschoten werden durch zwei feste Ringe geführt und in Curryklemmen belegt. Eine Holepunkt-Verstellung ist nicht vorgesehen.

Das ohne Reffmöglichkeit gelieferte Großsegel wandert am außenliegenden Großfall in seiner Nut in die Höhe. Durchgesetzt wird das Vorliek mit einem Baumniederholer, der gleichzeitig Vorliekspannung und Segelbauch kontrolliert. Am Schothorn kontrolliert ein einfach untersetzter Block mit Curryklemme die Großschot. Sie ist mittig an einer Hahnepot befestigt, um die darunter montierte Pinne freizuhalten.

Nun ist der Mini-Cat aufgebaut, aufgeriggt und segelfertig – erledigt in 30-40 Minuten und von nur einer einzigen Person. Dank des geringen Gewichts können zwei Personen das Boot sogar bis ins Wasser tragen – der optionale Slipwagen hilft natürlich sehr.

Auf dem Wasser, und bei 2-3 Beaufort, kann der kleine 310-er mit dem größeren 420-er gut mithalten, wenn der kleinere Kat mit einer, der größere mit zwei Personen besetzt ist. Dank der längeren „Raketenrümpfe“ und der größeren Segelfläche zeigt der, auch nur mit zwei Mann gesegelte 460-er den anderen beiden Booten schnell seine Hecks. Frischt der Wind dann weiter auf haben die kleineren Kats eher mit der nun aufkommenden Welle zu kämpfen und bleiben langsam zurück. Ab 14 Uhr zeigt die Logge dann zweistellige Geschwindigkeiten an, denn der am Gardasee am Nachmittag regelmäßig einsetzende „Oro“, der Südwind, hat dann seine 4-5 Windstärken erreicht. Mit einem Schrick in den Schoten rauscht der 420-er mit runden 10 Knoten über den See, während die anderen beiden Modelle noch ein wenig mehr bzw. weniger Speed machen. Dann segelt es sich auch mehr und mehr nass, denn die Bugwelle spritzt schon mal über das Cockpit. Aber das ist bei kleinen Booten nichts Ungewöhnliches. Wenn dann beim MiniCat 460 noch der Genacker gezogen wird kommt das Raketenboot wohl erst so richtig in Fahrt, was beim Test am Prototypen noch nicht möglich war. Der 460er kommt im Herbst 2014 auf den Markt.

Beim Wenden bleiben die leichten Kats schier stehen, wenn die Büge im Wind sind. Gefühlvolles Hochluven und Backhalten der Fock helfen zum zügigen Wenden auf den neuen Bug.

Die Beschläge und Trimmeinrichtungen sind sehr einfach gehalten, aber gut zu bedienen, wen auch bei viel Wind eine größer untersetzte Talje an der Großschot hilfreich wäre. Bedingt durch die leichte Konstruktion springen alle drei MiniCats bei leichten Winden schon

an und können da durchaus mit anderen Booten auf dem See mithalten. Allerdings kann nicht ganz so hoch am Wind aufgekreuzt werden wie es Jollen oder Kielboote können, aber das ist konstruktions-und katamaran-bedingt. Auch Festrumpf-Kats mit Stummelkielen sind gegenüber Monos da im Nachteil. Mit geschrickten Schoten bis hin zu halben und raumen Kursen laufen alle drei Modelle ganz ordentlichen Speed – bis zum gemessenen Maximum von 13 Knoten beim 460-er unter den Test-Wetterbedingungen.

Auf dem MiniCat 420 haben wir gemessen, wobei beide „Beine“ noch auf dem Wasser waren:

Bft. Kn
2 3,5
3 5
4 8,4
4-5 9,6

Die Beschläge der Testboote waren von der preiswerten Sorte, und einfach, aber zweckmäßig dimensioniert und montiert. Generell: Die Boote sind so einfach als möglich gehalten, um grade dem Einsteiger oder „Nur-Hin-Und-Wieder-Segler“ schnell den Segelspaß zu bringen.
Der Mast ist leider nicht wasserdicht, so dass bei Kenterung dieser voll Wasser läuft und das Boot gleich um 180 Grad durchkentert. Mit der Kenterleine kann es mit ein wenig Übung recht schnell wieder aufgerichtet werden. Man könnte den Steckmast durch Einbringen von Montageschaum an den Enden wasserdicht machen, was im Mast Auftrieb bei einer Kenterung bringen würde und ein Durchkentern eventuell sogar verhindert. Wichtig: auch die Nieten am Mast müssen z.b. mit Silikon dichtgemacht werden.
Das mögliche Zubehör ist umfangreich: Für Sportliche kann ein Trapezkit geriggt werden. Ein zweites Trampolin vor dem Mast bringt zusätzliche Liegefläche zum Sonnenbaden. Aufblasbare Sitzkissen erhöhen den Komfort. Und eine Persenning schützt den aufgebauten Kat bei Nichtgebrauch vor der Witterung. Es gibt die Boote in verschiedenen Farbdesigns.
„Fast 90 % aller MiniCats verkaufen wir an Camper und Reisemobilisten. Und auch Superyacht-Eigner erfreuen sich an diesen unkomplizierten Mini-Katamaranen als Toys an Bord,“ so Carsten Steinkämper. Kein Wunder, denn die Aufblasboote sind leicht, haben kleine Staumaße, sind schnell einsatzfähig, und sie sind vielseitig einsetzbar: Als Segel-Katamarane wie getestet, aber auch als Motorbötchen zu nutzen. Eine Motorhalterung kann an alle Modelle schnell angeschraubt werden. Kleine Außenborder als Verbrennungs-oder Elektromotor machen aus dem MiniCat im Nu ein Bade-oder Angelboot. Verschiedene Farben und Ausführungen, bis hin zur Race-Version „Evoque“, u.a. mit Ruderblatt, Baum und Bugspriet aus Carbon sind möglich. Auch in oder auf einem PKW können die Boote transportiert werden. Sie benötigen keine Liegeplatz an einem Gewässer, können überall eingesetzt werden, und sie sind auch in einem kleinen Keller lagerbar.

Die drei MiniCat-Spaßmacherboote kommen überall da zum Einsatz, wo leichter Transport und Gewicht, kleine Staumaße und schneller Segelspaß in küstennahen Gewässern gefordert sind. Auch Wohnmobilfahrer wie Eigner von Superyachten wünschen sich solche universell einsetzbaren „Watertoys“ an Bord, die auch noch gut segeln.

Standardausstattung:
Geteilter Aluminiummast schwarz
GFK-Ruderblatt
Fockroller
Lattengroß
Trampolin
Doppelhub-Handpumpe
Repair-Kit
Instruktions-DVD
Tasche
Beschläge von Ronstan, Seasure, Clamcleat und Suchomel
Kategorie D Küstennähe
Vertrieb in Deutschland:
Carsten Steinkämper
MINICATAMARAN Deutschland
www.mini-cat.de
info@mini-cat.de
Tel: 0174/6885139