Helios 42

Fahrtbericht Helios 42
Über die Weihnachtsfeiertage 2003 kam es im Rahmen eines der üblichen Weihnachtstelefonate zwischen sehr guten Freunden aus Freiburg und uns zu dem spontanen Entschluss, dass wir uns in den Weihnachtsferien 2004/2005 einmal etwas gönnen sollten, und zwar zwei Wochen auf einem Charter-Kat in der Karibik.

Gesucht wurde, wie üblich, die Eier legende Wollmilchsau, ein Katamaran, der reichlich Platz für 7 Personen bieten, besser als die Standard-Charter-Kats segeln und natürlich nicht zuviel kosten sollte. Sowohl Wolfgang Koch als auch Astrid Haupt boten uns daraufhin ab Martinique eine Helios 38 zu so ähnlichen Bedingungen an, dass der Wurf einer Münze entscheiden musste und wir schließlich bei Astrid buchten.

Am Abend des 23. Dezember 2004 führte uns der Chauffeur des Vercharterers Chimere Chartering mit all unserem Gepäck zu drei Helios-Katamaranen, zweimal 38ft, einmal 42ft, und meinte, dass wir es uns auf der 42ft gemütlich machen sollten. Auf unseren Einwand, dass wir 42ft nicht gebucht hätten, meinte er, 42ft seien doch besser als 38ft und verschwand. Da die 38ft-Schiffe abgeschlossen waren, richteten wir uns vorläufig auf der Helios 42 ein, ohne jedoch unsere Taschen auszupacken, da wir erwarteten, dass man uns spätestens am frühen Morgen des 24. von Bord jagen würde.

So war es aber nicht. Die uns zugedachte Helios 38 war in Langzeitcharter gegeben worden, und daher bot man uns nun zum selben Preis die Helios 42 an. Da wir die Helios 38 zwischendurch zumindest von außen angesehen hatten, wussten wir sofort, dass wir damit ein Schnäppchen gemacht hatten, denn die Helios 42 ist zumindest im Salonbereich deutlich komfortabler.

Auf dem Weg gen Süden über Saint Lucia, Saint Vincent, Bequia, Tobago Kays, Palm Island Petit Saint Vincent und Petit Martinique als südlichstem Punkt konnten wir uns bei Winden aus Ost-Nordost zwischen 3 und 5 Beaufort bis zur Halbzeit, zu der ich diesen Bericht schreibe, einen recht guten Eindruck von der Helios 42 machen. Zusammengefasst ist die Helios 42 ein optisch recht ansprechender, im Innenraum sowie im Decksbereich sinnvoll und geräumig aufgeteilter Katamaran mit guten Segeleigenschaften, dem wir jedoch wegen der in vielen Bereichen aus der unteren Preisklasse gewählten Bestandteile, wie Lampen, Schlösser, Türführungen etc., in den nächsten Jahren einigen Verdruss auf Seiten der Charterer und einen regelmäßigen Einsatz der Techniker des Vercharterers vorhersagen. Nun zu den Einzelheiten laut Schiffspapieren:

 
Hersteller Edel Catamarans, La Rochelle
Baujahr 2003
Länge über alle 12,68 m
Breite über alles 6,65 m
Tiefgang 2 m / 0,47 m
Höhe Masttop 19,11 m
Moroten Zweimal Yanmar-Diesel je 22 kW
Tankkapazität Diesel 141 l
Tankkapazität Wasser 430 l
Service-Batterien 2 x 140 AH
Motorbatterien 2 x 70 AH
Großsegel 64 m²
Fock 21,7 m²
Genaker 80 m²
Spinnaker 90 m²
Gewicht Keine Angabe in der Schiffsbeschreibung, laut Zollpapieren netto 4,4 t, doch ich vermute sie ist schwerer, denn 4,4 t wiegt schon unsere sehr viel kleinere und sparsamer ausgestattete Louisianne.

Auf unsere Frage, ob wir einen Genaker auch bekommen könnten, erklärte uns der Vertreter des Vercharterers, dass dies nicht nötig sei, und kurz darauf merkten wir auch, warum er diese Anmerkung gemacht hatte, denn für einen Genaker waren im Heckbereich keine Holepunkte vorgesehen. Im weiteren Verlauf der Reise wurde schnell deutlich, dass man gut daran tut, einen Genaker zu buchen, denn bei Winden unter 4 Bft. ist die Helios 42 mit Groß und Fock unterbesegelt.

Erstaunlicherweise ist eine Genua weder in der Bootsbeschreibung noch durch entsprechende Holepunkte an Deck vorgesehen. Eine Genua wäre aber genau das Segel, welches der Helios 42 bei den typischen Karibikwinden gut stehen würde. Mit Fock und Groß kam die Helios erst bei scheinbarem halben Wind von 19-20 kn richtig in Fahrt und fuhr dann bei recht hoher Atlantikwelle durchschnittlich 8 kn. Bei scheinbarem halben Wind mit 24 kn erreichte sie 9 kn, und bei 30 kn Wind lief sie mit 10 kn. Ein Renner ist sie damit sicherlich noch nicht, schneidet aber im Vergleich zu der Mehrheit der Charter-Katamarane nach meiner Einschätzung gut ab.

Lobend zu erwähnen ist die saubere und solide, wenn auch für meine Begriffe überdimensionierte Ausführung des Riggs. Es scheint so konstruiert zu sein, dass das Schiff bei stehenden Segeln einen Caribbean Hurricane überstehen sollte. Die Ruderanlage macht ebenfalls einen sehr soliden Eindruck und reagiert wegen der unter dem Schiff sitzenden langen Spatenruder extrem gut. Allerdings hat das Schiff durch diese festen Ruder auch einen ständigen Tiefgang im Heckbereich von 1,10 m, so dass die oben genannte aus dem Prospekt entnommene Tiefgangsbeschreibung eigentlich nicht richtig ist.

Sehr gut zu handhaben sind auch die an beiden Seiten außen gelegenen Steckschwerter, mit denen das Schiff gut kreuzt. Der Wendewinkel liegt bei 4 Bft. und völlig ruhigem Wasser bei sehr ordentlichen 95°. Bei größerem Seegang landet man bei dem für Katamarane üblicheren Wendewinkel von 105-110°. An den Schwertern wäre sicher die Führung zu verbessern, um das Klappern zu beseitigen.

Deutlich zu kritisieren ist, dass an vielen Punkten offenbar gespart wurde. Unsere Helios 42 war erst etwas älter als ein Jahr, doch es liefen unter den Relingstützen schon leichte Rostspuren an den Rümpfen herunter. Ferner ist die optisch auf den ersten Blick ansprechende Innenausstattung leider bei genauerem Hinsehen billig. Nahezu sämtliche Halogendeckenstrahler hingen schon aus ihren Fassungen heraus und ließen sich nicht mehr in ihre Originalposition zurückbringen. Viele Türscharniere und -schlösser wackelten, zum Teil waren die Schrauben schon rausgewandert, und auch viele der Bodenbretter ließen sich nicht begehen, ohne durch das entsprechende Klappern und Quietschen zumindest die in demselben Rumpf liegende Crew aufzuwecken.

Gut ist allerdings, wie gesagt, die Raumausnutzung und auch, dass das Schiff mit sehr vielen Licht spendenden Fenstern und Luken versehen ist. Die Karibik-typischen und in der Karibik sicher sinnvollen senkrechten dunklen Salonfenster sind allerdings ebenso gewöhnungsbedürftig wie die in Schwarz gehaltenen dicken Stoßfänger an den Vorkanten der Rümpfe und im Heckbereich. Wenn man meint, Charterschiffe mit derartig dicken „Stoßstangen“ stützen zu müssen, so meinte unsere Crew durchweg, dass sie in Weiß gehalten sein sollten.

Sehr ansprechend ist übrigens auch die Aufmachung des Salons, an dessen Steuerbordrückseite ein Zwei-Flammen-Herd/Ofen mit zwei Waschbecken und einer Ablage mit Blick nach achtern angeordnet sind, während sich im vorderen Bereich das übliche Sitz-U und links davon ein ausreichend dimensionierter Kartentisch mit dem Elektro-Panel befinden. Im Übrigen hat jeder Rumpf, wie bei Charter-Katamaranen üblich, zwei Doppelkojen und dazwischen gelegen jeweils ein Duschbad, in das allerdings groß oder breit gewachsene Personen kaum reinpassen. In der Karibik spielt das keine Rolle, da man sich ohnehin mehr außenbords als im Badezimmer aufhält.

Alles in allem hat uns die Helios 42 gefallen, ich würde sie mir aber nicht als Eignerversion kaufen, weniger wegen der Qualität der Innenausstattung, die man sicherlich durch entsprechenden Aufpreis verbessern könnte, sondern weil sie mir etwas zu langsam wäre. Vielleicht tue ich der Helios 42 insoweit aber auch Unrecht, da ihre Segeleigenschaften mit einer Genua vermutlich deutlich verbessert werden könnten.

Zum Abschluss noch ein paar Tipps für diejenigen, die sich auch einmal die Karibik gönnen wollen. Ich war nun einmal über den Jahreswechsel 2004/2005 und vor vielen Jahren schon zweimal im Mai/Juni in der Karibik, um jeweils zwei Wochen zu segeln. In diesen Jahreszeiten kann man sich in der Garderobe auf ein Minimum beschränken. Man trägt den ganzen Tag allenfalls eine Badehose und gegen die Sonne ein T-Shirt und abends vielleicht einen leichten Pullover. Eine lange Hose braucht man nur, wenn man in einem der wenigen feinen Restaurants Essen gehen möchte. Absolut alles sollte nachts im Schiff eingeschlossen werden, auch wenn man an Bord ist. Das gilt sogar für Brillen. Ich hatte in der dritten Nacht meine Brille draußen liegen lassen, und sie war am nächsten Morgen weg. Ich weiß nicht, was die Kariben mit einer geschliffenen Brille wollen, doch gilt wahrscheinlich, dass man nur genügend davon mopsen muss, um für einen Kunden auch die richtige zu haben. Ferner sollte man sich unbedingt eine eigene kleine Fischwaage mitnehmen. Die an jedem Ankerplatz angebotenen Fische und Lobster sind nach unseren Erfahrungen und Überprüfungen der Waagen der Verkäufer nur deswegen scheinbar günstig, weil die Waagen sämtlichst falsch, nämlich mit bis zu 3 kg Vorgewicht eingestellt sind. So werden einem schon einmal 7 kg Hummer verkauft, von denen tatsächlich nur 4 kg an der Waage hängen. Sobald man derartige Betrügereien aufdeckt, verziehen sich die Verkäufer recht schnell, denn ihre Verkaufskalkulation scheint nur dann aufzugehen, wenn die Kunden den Betrug nicht bemerken. Ansonsten lohnt es sich, sich z.B. beim Vercharterer oder anderen erfahrenen Personen rechtzeitig zu erkundigen, wo man günstig einkaufen kann, denn auf manchen Inseln liegen die Preise deutlich über London-Innenstadtniveau.

Wer mehr über die Helios 42 erfahren möchte, kann mich gern anrufen. Gut ist allerdings, wie gesagt, die Raumausnutzung und auch, dass das Schiff mit sehr vielen Licht spendenden Fenstern und Luken versehen ist. Die Karibik-typischen und in der Karibik sicher sinnvollen senkrechten dunklen Salonfenster sind allerdings ebenso gewöhnungsbedürftig wie die in Schwarz gehaltenen dicken Stoßfänger an den Vorkanten der Rümpfe und im Heckbereich. Wenn man meint, Charterschiffe mit derartig dicken „Stoßstangen“ stützen zu müssen, so meinte unsere Crew durchweg, dass sie in Weiß gehalten sein sollten.

Sehr ansprechend ist übrigens auch die Aufmachung des Salons, an dessen Steuerbordrückseite ein Zwei-Flammen-Herd/Ofen mit zwei Waschbecken und einer Ablage mit Blick nach achtern angeordnet sind, während sich im vorderen Bereich das übliche Sitz-U und links davon ein ausreichend dimensionierter Kartentisch mit dem Elektro-Panel befinden. Im Übrigen hat jeder Rumpf, wie bei Charter-Katamaranen üblich, zwei Doppelkojen und dazwischen gelegen jeweils ein Duschbad, in das allerdings groß oder breit gewachsene Personen kaum reinpassen. In der Karibik spielt das keine Rolle, da man sich ohnehin mehr außenbords als im Badezimmer aufhält.

All es in allem hat uns die Helios 42 gefallen, ich würde sie mir aber nicht als Eignerversion kaufen, weniger wegen der Qualität der Innenausstattung, die man sicherlich durch entsprechenden Aufpreis verbessern könnte, sondern weil sie mir etwas zu langsam wäre. Vielleicht tue ich der Helios 42 insoweit aber auch Unrecht, da ihre Segeleigenschaften mit einer Genua vermutlich deutlich verbessert werden könnten.

Zum Abschluss noch ein paar Tipps für diejenigen, die sich auch einmal die Karibik gönnen wollen. Ich war nun einmal über den Jahreswechsel 2004/2005 und vor vielen Jahren schon zweimal im Mai/Juni in der Karibik, um jeweils zwei Wochen zu segeln. In diesen Jahreszeiten kann man sich in der Garderobe auf ein Minimum beschränken. Man trägt den ganzen Tag allenfalls eine Badehose und gegen die Sonne ein T-Shirt und abends vielleicht einen leichten Pullover. Eine lange Hose braucht man nur, wenn man in einem der wenigen feinen Restaurants Essen gehen möchte. Absolut alles sollte nachts im Schiff eingeschlossen werden, auch wenn man an Bord ist. Das gilt sogar für Brillen. Ich hatte in der dritten Nacht meine Brille draußen liegen lassen, und sie war am nächsten Morgen weg. Ich weiß nicht, was die Kariben mit einer geschliffenen Brille wollen, doch gilt wahrscheinlich, dass man nur genügend davon mopsen muss, um für einen Kunden auch die richtige zu haben. Ferner sollte man sich unbedingt eine eigene kleine Fischwaage mitnehmen. Die an jedem Ankerplatz angebotenen Fische und Lobster sind nach unseren Erfahrungen und Überprüfungen der Waagen der Verkäufer nur deswegen scheinbar günstig, weil die Waagen sämtlichst falsch, nämlich mit bis zu 3 kg Vorgewicht eingestellt sind. So werden einem schon einmal 7 kg Hummer verkauft, von denen tatsächlich nur 4 kg an der Waage hängen. Sobald man derartige Betrügereien aufdeckt, verziehen sich die Verkäufer recht schnell, denn ihre Verkaufskalkulation scheint nur dann aufzugehen, wenn die Kunden den Betrug nicht bemerken. Ansonsten lohnt es sich, sich z.B. beim Vercharterer oder anderen erfahrenen Personen rechtzeitig zu erkundigen, wo man günstig einkaufen kann, denn auf manchen Inseln liegen die Preise deutlich über London-Innenstadtniveau.

Wer mehr über die Helios 42 erfahren möchte, kann mich gern anrufen.

Autor: Jan Wölper