Fontaine Pajot Louisiane

Nach vielen Jahren des SNOWGOOSE 35-Segelns mit dem Katamaran unseres Vaters waren mein Bruder Arne und ich uns einig, niemals ein eigenes Boot zu kaufen. 1996 waren wir dann plötzlich und aus unerfindlichen Gründen ganz anderer Meinung, und so gingen wir auf die Suche. Schon wegen des limitierten Budgets haben wir unseren Traum noch nicht gefunden, aber mit dem Kauf unserer LOUISIANE 37 sind wir ihm sehr nahe gekommen. Und daher nun für all diejenigen, die einen gebrauchten Katamaran in der 11 m-Klasse mit relativ guten Segeleigenschaften suchen, nachfolgend zusammengefaßt die Daten und Erfahrungen:

Hersteller: Fountaine Pajot, Baujahr 1984/ Baunummer 4, Länge 11 m, Breite 6 m, Tiefgang 50/1,60 m, Großsegel 38 m2, Genua 30 m2, Spinnaker ca. 100 m2, Leergewicht inkl. Rigg 4,5 t (keine Herstellerangabe, sondern persönlich mit Kranwaage gemessen), Kojen ursprünglich je Rumpf 2 Einzel- und eine Doppelkoje. Wir haben eine vordere Einzelkoje zugunsten des sonst fehlenden Stauraums für Ölzeug etc. aufgegeben.

Rümpfe und Deckshaus sind ohne direkte Verbindung, d.h. nur jeweils vom Cockpit aus zugänglich. Was wir deshalb anfänglich an SNOWGOOSE gewohntem „Großraum“ vermißten, wissen wir jetzt sehr zu schätzen, da wir regelmäßig mit Freunden und deren Kindern segeln und getrennte Wohnräume dafür schon vorteilhaft sind. Im Salon sind ein großzügiger Navigationstisch, die Küchenecke und eine U-Sitzbank mit Tisch und Platz für 4 Erwachsene und 2-3 Kleinkinder untergebracht. Der absolute „Hit“ für Kinder ist das ca. 2×4 m große Netz, welches vorn zwischen den Rümpfen gespannt und so straff ist, daß Kinder im Alter von 2 bis 10 Jahren es gern stundenlang als Trampolin mißbrauchen. Die Bauqualität ist mäßig, wir haben schon einige Schotten wieder festsetzen müssen, was jedoch mangels aufwendiger Wandverkleidungen etc. ohne weiteres möglich war.

Die Segeleigenschaften sind durchaus zufriedenstellend. Bei Flaute ist die LOUISIANE 37 etwas lahm, aber ab Windstärke 3-4 fängt sie an zu laufen und segelt bei Windstärke 5 eigentlich in der Regel im Bereich 8-10 kn. Bei zunehmenden Winden kommt sie willig und ohne ansatzweise ein Bein zu heben, auch deutlich über 10 kn, und selbst bei der bislang von uns erreichten max. Speed von 20,5 kn bei halbem Wind auf flachem Wasser blieb der Luvrumpf klar im Wasser.

Der Wendewinkel der von uns gesegelten Schwert-Version beträgt 110°. Man könnte wohl auch noch höher rangehen, doch ginge das dann deutlich auf die Geschwindigkeit. Unterm Strich halten wir an der Kreuz bei Winden ab 4 Bft. mit allen durchschnittlichen Kielyachten mit. Ab 5 Bft. sind wir auch an der Kreuz schneller als die meisten. Ein Nachteil ist das konstruktionsbedingt hinten liegende, schmale und nicht ganz ebene Cockpit. Es bietet wenig Platz zum gemütlichen und fast gar keinen Platz zum windgeschützten Sitzen. Ferner ist es so weit hinten gelegen, daß bei voller Besetzung des Cockpits das Schiff achtern zu weit eintaucht. Die Motorisierung besteht aus zwei Ein-Zylinder-Einbaudieselmotoren mit Drehflügelpropellern. Das Boot läßt sich damit erstklassig manövrieren, für den echten Notfall in Schwerwetter sind zweimal 6,5 PS aber zu wenig. Mindestens zweimal 10 PS sollten es sein. Preis im Jahre 1996 für ein damals 12 Jahre altes Schiff 100 TDM. Das war angesichts der dürftigen Qualität der Substanz sicher etwas zu viel, doch bestimmt bekanntermaßen die Nachfrage den Preis. Im nachhinein haben wir das Investment nicht bereut.

Autor: Jan Wölper